
Mit unseren zwei Explorist 610 von Magellan waren wir wirklich zufrieden. Sie taten genau das was sie sollten: Uns ans Ziel führen. Zwar harkte hier und da mal der Touchscreen, aber das konnten wir verschmerzen. Irgendein Softwareupdate wird dieses Problemchen schon beheben. Dachten wir zumindest. Seit August 2013 wurde von Magellan kein neues Softwareupdate angeboten und auf der deutschsprachigen Internetseite von Magellan muss man schon eine ganze Weile suchen, um überhaupt noch etwas zum Thema „GPS-Handhelds“ zu finden. Auf dem ersten Blick springen dem Besucher quietschbunte Sportuhren an, aber ein neuer Outdoor-GPS-Empfänger ist weit und breit nicht in Sicht. Lediglich im Supportbereich wird man fündig, dass Magellan in längst vergangenen Zeiten auch mal Geräte, wie wir sie für unser Hobby nutzen, vertrieben hat. Es wird daher Zeit das Pferd neu zu satteln und daher haben wir beschlossen, Magellan lebewohl zu sagen und uns daher das Garmin Oregon 650t genauer angeschaut. Unser erster Kontakt mit einem GPS-Empfänger aus dem Hause Garmin.
Ausstattung
Wir möchten euch gar nicht lange mit allen technischen Details des Oregon 650t langweilen, denn diese könnt ihr ganz ausführlich auch bei Garmin selbst nachlesen. Daher hier nur die wichtigsten Features im Überblick: Das 650t verfügt über einen 3-Zoll-Touchscreen und einem hochempfindlichen GPS-Empfänger, welcher auch das Satellitensystem GLONASS unterstützt. Neben einer 8 Megapixelkamera verfügt das 650t über einen 3-Achsen-Kompass und einem barometrischen Höhenmesser. Das duale Batteriesystem sorgt dafür, dass ihr nicht nur das mitgelieferte NiMH-Akkupack verwenden könnt. Jederzeit könnt ihr auch auf die altbewährten AA-Batterien wechseln, wenn die Akkulaufzeit des NiMH-Akkupacks von ca. 16 Stunden nicht ausreichen sollte. Das Gerät ist natürlich nach IPX7-Standard wasserdicht und kann daher nicht nur Spritzwasser ab, sondern ist ebenfalls für ca. 30 Minuten bei einer Wassertiefe von 1m vor dem Eindringen von Wasser geschützt.
Auf dem ersten Blick erinnerte uns das 650t an ein etwas dickeres Smartphone und konnte von der Verarbeitung her sofort bei uns punkten. Jedes Element des Gehäuses zeugt von einer hochen Qualität und liegt sehr gut in der Hand. Der Touchscreen liegt leicht unterhalb des Gehäuserands, so das eine Ablage auf der Displayseite nicht gleich zu Zerkratzungen führt. Überrascht waren wir vom Gewicht des Geräts, denn inklusive Akkupack wiegt dieses gerade mal 210g. Der erste optische und gefühlte Eindruck war schon sehr gut. Jetzt sollte das 650t aber mal zeigen was in ihm schlummert. Das Akkupack wurde eingelegt und der Ladevorgang gestartet. Das Oregon beinhaltet im Lieferumfang das passende USB-Kabel, sowie ein Netzteil. Da die Akkus im Gerät selbst geladen werden können, ergeben sich drei Lademöglichkeiten die den Nutzer wesentlich flexibler machen, was die Stromversorgung angeht: Entweder ihr schließt das USB-Kabel einfach an euren Laptop oder PC an, ladet das Oregon ganz old-school über eine Steckdose oder via KFZ-USB-Adapter über den Zigarettenanzünder. Bei unserem Test benötigte das 650t ca. 6 Stunden bis das Akkupack volltändig geladen war.
Kartenmaterial
Das Oregon 650t verfügt über eine vorinstallierte Freizeitkarte (Europa), welche auf den ersten Blick einen recht guten Eindruck machte und sogar eine 3D-Ansicht bietet. In dem ein oder anderen Waldgebiet fiel uns auf, dass ein paar Wanderwege nicht eingezeichnet waren. Die in unserem Test fehlenden Wanderwege lassen natürlich keinen Rückschluss auf die Qualität des Kartenmaterials von Garmin zu. Von Region zu Region kann die Ausführlichkeit der Wegdarstellung variieren und das hier und da mal eine Wegführung nicht eingezeichnet war, ist völlig zu verschmerzen. Wir haben dem 650t noch eine 8 GB Speicherkarte verpasst und dort die kostenfreie OSM-Karte von Freizeitkarten-OSM installiert. In dieser Kombination war das Oregon fast unschlagbar. In den folgenden Screenshots seht ihr die Darstellung der kostenfreien OSM-Karte.
Beide Karten, also die vorinstallierte Freizeitkarte und die OSM-Freizeitkarte sind routingfähig. Anhand der Profileinstellungen kann das 650t auch als Navigationsgerät u.a. für Auto und Fahrrad genutzt werden. Die Datenfelder in der Kartenansicht können ganz nach Belieben eingestellt und je nach Bedarf ausgeblendet werden.
Der Touchscreen
Voll und ganz hat uns der 3-Zoll Touchscreen überzeugt, welcher bei jeder Berührung sofort reagiert hat. In den Einstellungen besteht die Möglichkeit, die Berührungsempfindlichkeit des Touchscreen anzupassen. Während unseres Test, und das ist jetzt nicht frei erfunden, hat ein einzelner Regentropfen ausgereicht um in der höchsten Empfindlichkeisststufe eine Eingabe zu tätigen. Das Display kann sowohl im Hoch- und Querformat ausgerichtet werden, was besonders bei Texteingaben oder bei Autonavigation sehr hilfreich sein kann. Die Lesbarkeit des Displays würden wir selbst bei direkter Sonneneinstrahlung als perfekt bezeichnen. Das Display nutzt u.a. externe Lichtquellen, wie z.B. die Sonneneinstrahlung, um die Beleuchtung und Lesbarkeit automatisch zu verbessern ohne jedoch die Akkuleistung zu belasten. Damit unser Display nicht zerkratzt, haben wir das Testgerät mit einer günstigen Displayschutzfolie eines Drittanbieters ausgestattet. Invenstiert hier lieber den ein oder anderen Euro mehr, denn diese günstige Schutzfolie mit antireflektierender Beschichtung zum Stückpreis von 3 Euro verdunkelte das Display doch sehr stark.
GPS-Empfang
Was den Satellitenempfang angeht, da hat uns das Oregon 650t so richtig umgehauen. Das 650t unterstützt neben dem amerikanischen NAVSTAR-GPS, auch das russische Navigationssatellitensystem GLONASS. GLONASS sorgt z.B. dafür, dass ihr in stark bewaldeten Gebieten eine höhere GPS-Genauigkeit erhaltet. Um GLONASS nutzen zu können, müsst ihr in den Systemeinstellung das Gerät von „GPS only“ auf „GPS+GLONASS“ stellen. That’s it. In einigen Foren konnten wir lesen, dass GLONASS die Akkuleistung deutlich mindern würden. Das können wir so nicht bestätigen. In unserem Test verkürzte sich die Akkulaufzeit durch GLONASS nur minimal. Ohne genaue Messergebnisse vorliegen zu haben, würden wir vom Bauch her sagen, dass sich bei der Nutzung von GLONASS die Akkulaufzeit um nur ca. 10% verkürzt hat. Nach dem Einschalten des 650t, mussten wir keine 10 Sekunden warten bis der SATFix geladen wurde und die Verbindung zum Satelliten stand. Wenn wir uns da an unserer Explorist 610 zurückerinnern, konnten wir hier teilweise bis zu 2 Minuten auf den SATFix warten. Während unseres Test haben wir neben dem Oregon auch eines unserer Magellan-Geräte paralell verwendet. Von der GPS-Genauigkeit her taten sich beide Geräte nicht viel, wobei man beim Explorist 610 berücksichtigen muss, dass bei manueller Eingabe von Koordinaten gerne mal die letzte Ziffer der Nord- und Ostkoordinate gerundet wird. Im Feldeinsatz wirkt sich diese Rundung nicht gravierend aus, da wir hier von Abweichungen im Zentimeterbereich sprechen. Ganz klar punkten konnte das Oregon 650t in Waldgebieten, welche dicht belaubt waren. Hier sorgte GLONASS für eine deutlich höhere GPS-Genauigkeit die uns sehr nahe an das Ziel heranführte.
Bedienung
Die Bedienbarkeit des 650t ist wirklich simpel und selbsterklärend. „Learning by doing“ ist das Motto – Ihr könnt hier nichts kaputt machen. Die Funktionen des Hauptmenüs können nach den eigenen Wünschen angeordnet und die seitlich angebrachte Schnellwahltaste mit euren Lieblingsfunktionen belegt werden. Mit dem Garmin Communicator Plugin lassen sich ganz bequem GPX-Dateien von Geocaching.com wahlweise auf den internen Speicher des 650t oder aber auf die Speicherkarte ablegen. GPX-Dateien, wie z.B. Pocket Queries, können auch direkt in den GPX-Ordner kopiert werden.
Bluetooth und ANT
Die ANT-Schnittstelle erweitert das Oregon um zahlreiche Funktionen, die wir richtig gut finden. Eurem Cachepartner fehlt die GPX-Datei des Nachtcaches? Kein Problem. Wenn auch er über ein Garmin GPS verfügt, dann schickt sie ihm einfach auf sein Gerät. Über ANT kann das Oregon auch als Fernbedienung für Garmins FullHD Actioncam Virb und Virb Elite genutzt werden. Das klingt zunächst nach einer Spielerei ist aber ein sehr nützliches Feature, welches uns als Virb-Nutzern sehr entgegenkommt. Über das Oregon kann so eine Videoaufzeichnung gestartet oder eine Fotoaufnahme ausgelöst werden. Durch Garmins reichhaltiges Zubehörangebot kann das Oregon um weitere Sensoren, wie z.B. für Herz- oder Trittfrequenz, erweitert werden.
Über die Bluetooth-Schnittstelle konnten wir in Verbindung mit Garmins BaseCamp Mobile App für iOS ohne Schwierigkeiten Tracks und Wegpunkte auslesen bzw. auf das Oregon übertragen. Das Aufspielen von Geocaches war hingegen etwas umständlicher. Mit Garmins BaseCamp für Windows und Mac haben wir zehn GPX-Dateien von Geocaching.com in die Garmin Cloud hochgeladen. Mit die BaseCamp Mobile App konnten wir die einzelnen Caches dann via Bluetooth von unserem Smartphone auf das Garmin Oregon übertragen. Vom zeitlichen Aufwand her, kann hier eher auf die serielle Schnittstelle per USB-Kabel zurückgegriffen werden. Eine direkte Bluetooth-Verbindung zu einem PC oder Mac wäre wünschenswert.
Die Kamera
Die verbaute 8 Megapixelkamera mit Autofokus und Blitz ist ein weiteres Highlight mit dem uns das Oregon 650t überrascht hat. Die Bildqualität ist enorm und erreicht durchaus Smartphone-Niveau. Mal schnell die Landschaft fotografieren oder knipsen wie sich der Cachepartner lang macht? Das 650t lädt gerade dazu ein. Sicherlich entspricht die Fotoqualität keiner guten Spiegelreflexkamera, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es sich hier in erster Linie um einen GPS-Empfänger mit Kamerafunktion handelt. Bei der Auswahl der Kamera hat Garmin einen richtig guten Job gemacht und die Bildergebnisse können sich sehen lassen, wie die beiden unteren Beispiele zeigen. Wenn wir das Einfügen des Wasserzeichens außen vor lassen, wurden beide Bilder in keinster Weise nachträglich bearbeitet.
Fazit
Tschüss, Magellan. Das Oregon 650t von Garmin hat uns nicht nur begeistert, sondern auch komplett überzeugt. Es hat uns richtig viel Spaß gemacht das 650t mit in die freie Wildnis zu nehmen und immer wieder neue und nützliche Funktionen zu entdecken. Das Gerät ist kinderleicht zu bedienen, verfügt über einen starken Akku und macht eins besonders gut: Den Benutzer sicher an sein Ziel zu führen, egal ob zu Fuß, mit dem Auto oder mit dem Fahrrad. Sicherlich könnte die Bluetooth-Schnittstelle noch das ein oder andere Update vertragen, aber ob wir nun das USB-Kabel verwenden müssen oder nicht, ist uns persönlich egal. Der Preis von 519,95€ laut Herstellerangaben ist nicht ganz günstig, aber dafür erhält man einen GPS-Empfänger an den man noch viele Jahre lang seine helle Freude haben wird. Für uns haben wir entschieden, dass wir unsere Explorist 610 nun in Rente schicken werden und dafür lieber in zwei Oregons investieren. Wir freuen uns schon auf viele Geocaching-Touren, wie z.B. auf unsere Schottland-Tour im Sommer, bei dem uns das Garmin Oregon 650t begleiten wird. Wir sagen „Daumen hoch“ für das 650t von Garmin.
Kann man bei so viel Lob davon ausgehen, dass euch das Gerät von Garmin kostenlos zur Verfügung gestellt wurde? Das würde auch erklären, warum nur der empfohlene Verkaufspreis von Garmin angegeben wurde, obwohl das Gerät im Netz auch deutlich günstiger zu finden ist.
Hallo Johannes,
das es Preisunterschiede im Netz gibt steht außer Frage. Wir können bei einem Produkttest aber nicht von allen Anbietern die Preise beziffern, da diese natürlichen Schwankungen unterliegen. Daher nennen wir immer die Preisangabe die der Hersteller vor gibt. Ich persönlich denke, dass sich unsere Leser bei Anschaffungen in dieser Preisklasse automatisch im Netz nach dem besten Preis informieren.
Zu deinem ersten Einwand kann ich dir versichern, dass wir kein Gerät von Garmin kostenlos gestellt bekommen haben. Ja, für eine fixierte Leihdauer wurde uns ein Testgerät kostenfrei zur Verfügung gestellt, welches aber zum Ende der Leihdauer an Garmin zurückgeschickt oder käuflich (wie jeder andere Kunde auch) erworben werden muss.
Vielleicht solltest du dir auch mal das gültige Abmahnrecht ansehen: Hätte Garmin uns ein Gerät vor dem Test „geschenkt“ (ich vermute einfach mal, dass du dieses Wort unbedingt lesen möchtest
Johannes, wahrscheinlich hattest Du noch nie ein Magellan. Wir haben den Explorist 710 und verstehen die Euphorie angesichts des Garmin! 🙂
Ich hatte mal die Gelegenheit einen Magellan 610 testen zu dürfen. Selbst mein (damals aktuelles) Oregon 550 hat mir da besser gefallen. Meine Erfahrungen habe ich in diesem Blogbeitrag beschrieben: http://www.saarfuchs.com/2012/07/vergleich-garmin-oregon-550-und.html
Wenn ich mir die heutigen Amazon-Preise für die Magellans anschaue, kann ich auch nicht mehr Wirklich nachvollziehen, wie die überhaupt noch ein Outdoor-GPS verkaufen können?
Das Oregon 600 habe ich inzwischen auch mal testen können. Als Blog-Author bekommt man leicht ein Testgerät bei Garmin, welches man nach dem Test günstig(er) übernehmen kann.
Viele Grüße aus dem Saarland,
Joerg