
Lost in MV ist kult. Sobald man mit Geocachern über vergangene Events plaudert, dauert es in der Regel nicht lange bis der Name Pütnitz fällt. 2011 fand das erste Lost in MV Event auf dem alten Flugplatz Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern statt. Das damalige Event ist nicht nur wegen des opulenten Frühstücksbuffet in die Geocaching-Geschichte eingegangen, sondern erlangte seinen Kultstatus hauptsächlich dadurch, dass der damalige Dauerregen das Eventgelände komplett unter Wasser setzte. Am vergangenen Wochenende öffneten sich die Tore des Flugplatzes erneut für Tausende von Geocachern, denn Lost in MV lud zum zweiten Mal nach Pütnitz ein.
Als wir am Freitag die lange Zufahrtsstraße zum Flugplatz befuhren, überkam uns schon das erste Mal das Gefühl, dass es diese Location in sich haben wird. Wir folgten der asphaltierten Straße, sahen die ersten alten Gemäuer im Wald aufblitzen und als wir uns noch fragten, was dieser 575 ha große Lost Place noch so zu bieten haben wird, erreichten wir den ersten Checkpoint. Wir wurden freundlich begrüßt und erhielten hier die erste Einweisung: Nächster Checkpoint Camp-Auswahl, übernächster Checkpoint Kasse. Die Idee mit den einzelnen Checkpoints war schon eine witzige Sache und man konnte sich gut vorstellen, wie es wohl damals auf dem Flugplatz hergegangen sein mag. Wir fuhren die endlos erscheinende Zufahrt weiter und erreichten den Checkpoint „Camp-Auswahl“. Bei Lost in MV 2 gab es die Wahl zwischen drei verschiedenen Camps: Party Camp, Familien Camp und Lost Camp. Wir entschieden uns für das Lost Camp und fuhren weiter zur Kasse. Schnell die uns zugewiesene Parkspur genommen und schon konnte eingecheckt werden. Der Ablauf war sehr gut durchdacht und der Check-In ging zügig voran. Das hat man nicht bei jedem Event dieser Größenordnung. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen im Lost Camp, schlugen unsere Zelte auf und machten uns auf den Weg das Eventgelände zu erkunden. Und hier gab es so richtig viel zu erkunden.
Der Flugplatz Pütnitz diente seit seinem Bau 1935 dem Deutschen Reich bis zum Kriegsende 1945 als Fliegerschule. 1948 wurde die Einrichtung von der Sowjetunion übernommen und 1994 geräumt. In seiner langjährigen Geschichte waren auf dem Flugplatz Pütnitz Boden-, Marine-, Raketen- und Fliegertruppen stationiert und es wurden unzählige Bunker, z.B. für die Zwischenlagerung von Atomwaffen, auf dem Gelände errichtet. Heute befindet sich das Gelände im Besitz des Technikverein Pütnitz e.V., welcher auf dem Gelände u.a. ein Museum mit militärischen und zivilen Fahrzeugen betreibt. Neben den drei ehemaligen Flugzeughangars, welche mittlerweile unter Denkmalschutz stehen und dem Technikverein als Ausstellungsfläche dienen, befinden sich noch zahlreiche Nebengebäude auf dem Areal. Diese können jedoch nicht von Innen besichtigt werden.
Im Rahmen zweier Motorshows präsentierte der Technikverein am Freitag und Samstag ganz stolz seinen beeindruckenden Fuhrpark. Ob Panzer, Brückenlegefahrzeuge oder Offroad-LKWs – Diese PS-Monster strozten nur so vor Kraft und versetzten das Publikum in Begeisterung. Auch wir, die eigentlich nichts mit PS-Stärken am Hut haben, ließen uns von der Begeisterung anstecken. Da Anschauen auf die Dauer langweilig werden kann, konnte man auch für kleines Geld z.B. in einem Panzer mitfahren. 10€ waren hierfür ein sehr fairer Preis. Ein ganz besonderes Fahrzeug wartete auf der anderen Seite des Geländes auf die Besucher: Der weltgrößte, einmotorige Doppeldecker. Die bullige Antonow An-2 mit einer Spannweite von über 18 Metern lud zu ca. 20 minütigen Rundflügen über Pütnitz ein und das zu einem, wie wir finden, ebenfalls sehr fairen Preis von 45€ pro Person. Leider konnten wir dieses Abenteuer nicht eingehen, denn das Kartenlesegerät am Kassenstand gab leider seinen Geist auf. Okay, beim nächsten Mal einfach mehr Bargeld einstecken.
Bevor wir uns selbst ein Bild von dem 2011 hochgelobten Frühstück machen konnten, war erst mal Frühsport angesagt. Das Event (Früh)Sport in MV lockte uns am Samstag um 5.30 Uhr aus unsere Zelte und nachdem wir in aller Ruhe 1-2 Tassen Kaffee getrunken hatten, konnte die morgendliche Ertüchtigung um 6.30 Uhr beginnen. Mit Musik, Fitnesscoach und einem sportlichen Signal wurde der Eventsamstag eingeläutet. Das Frühstück hatten wir uns damit verdient. Abgesehen vom etwas zu starken Kaffee, war das Frühstücksbuffet in einem der alten Flugzeughangars bombastisch. Von Rührei über Salat, von Käse bis hin zur Marmelade gab es alles was das Geocacher-Herz begehrte. Hier konnte man es sich so richtig gut gehen lassen und den Tag ganz gemütlich beginnen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück schauten wir uns zunächst die Händlermeile an, welche doch recht übersichtlich ausfiel. Wir besuchten die Museumshallen und waren beeindruckt davon, was für ein Fuhrpark hier ausgestellt wurde. Wenn man bedenkt, dass der Technikverein alle Fahrzeuge hegt und pflegt, kann man vor dieser Leistung nur seinen imaginären Hut ziehen. Auf unserer Runde über den Flugplatz trafen wir viele alte und neue Gesichter und kamen dabei herrlich ins Plaudern. Irgendwann wurde es aber auch wieder an der Zeit sich körperlich zu betätigen, denn Lost in MV hatte mit Lost Caches – Lost Harbour, Lost Caches – Schweizer Käse und Lost Caches – Vogelwelt am Bodden ein paar schöne T5er gelegt. Wir benötigten allerdings erst mal einen fahrbaren Untersatz, denn um an die Dosen zu kommen, musste gepaddelt werden. So liehen wir uns bei anderen Cachern ein aufblasbares Schlauchboot aus und als wir es mühsam aufgepumpt hatten stellten wir fest, dass wir uns für 2€ pro Person auch ein Kanu hätten leihen können. Egal. Mit Aufblasen ist es definitiv ein T5er. Bei herrlichem Sonnenschein paddelten wir los und hatten in einem tollen Team so richtig viel Spaß.
So langsam brach der Abend herein und das Abendprogramm nahm seinen Lauf. Die Orga wurde geehrt und der erste Musik-Act unterhielt das Publikum. Wir haben auch dieses Mal kaum etwas vom Abendprogramm erlebt, da es uns einfach zu laut war. Wir zogen es eher vor, uns mit Freunden zu unterhalten und verbrachten den Abend in einer gemütlichen Runde im Camp. Generell vertreten wir die Meinung, dass ein Event gar keiner musikalischen Unterhaltung bedarf. Viele Geocacher wollen sich einfach nur unterhalten und da ist das Brummen aus dem Bassverstärker eher störend. Aber die Eventlocation bot genug Platz um es jedem Recht zu machen. Wer die Musik genießen wollte blieb am Veranstaltungsort, wer sich lieber unterhalten wollte suchte sich ein ruhigeres Fleckchen.
Leider gingen die drei tollen Eventtage bei Lost in MV 2 viel zu schnell vorbei. Was bleibt ist die Erinnerung an ein sehr schönes Event mit viel PS in beeindruckender Kulisse. Ob es die Fahrzeuge, die alten Gemäuer oder die Größe des Geländes war – Es gab so viel zu sehen und zu bestaunen. Wir möchten der Orga für ihre Mühe danken und hoffen, dass es nicht wieder 3 Jahre dauern wird bis es heißt „Lost in MV 3“. Wir kommen gerne wieder.