
Als vor rund 150 Jahren im thüringischen Kyffhäusergebiet die Barbarossahöhle von fünf Bergleuten rein zufällig entdeckt wurde, haben die Kumpel von damals bestimmt nicht daran gedacht, dass eines Tages Geocacher ihre Höhle für einen Abend in Beschlag nehmen werden. Am vergangenen Samstag lud der Traveldiary Verlag zur Lesung „Neues aus Geocaching – Der Erde Keller“ mit Bernhard Hoëcker und Tobias Zimmermann in die 13.000 m² große Schauhöhle ein. Über 200 Geocacher folgten der Einladung und erlebten einen Abend in der unvergesslichen Kulisse von Deutschlands sagenumwobenster Höhle.
Der Legende nach zu urteilen, schlummert der verzauberte Kaiser Barbarossa tief im Innern der Höhle. Nur ein aus Gesteinsbrocken errichteter Thron und seine goldene Krone erinnern daran, dass Barbarossa nur darauf wartet wiederzukehren und seinen Platz als Kaiser neu zu beanspruchen. Wenn die Raben am Kyffhäuser vertrieben sind, so wird der alte Kaiser Rotbart auferstehen. Komisch. Beim Meet&Greet-Event war von Raben weit und breit nichts zu sehen. Dafür roch es lecker nach Bratwurst und wer wollte, konnte es sich in der angrenzenden Gaststätte so richtig gut gehen lassen. Nachdem das Logbuch signiert und der Hunger gestillt war, konnten alle Interessierten gegen einen selbst gewählten Spendenbetrag an einer von drei Führungen durch die sagenhafte Barbarossahöhle teilnehmen.
Der Zugang zur Höhle erfolgt über einen 160 Meter langen Eingangsstollen, welcher direkt in die sogenannte „Empfangshalle“ führt. Hier spannt sich in 10 Metern Höhe eine natürliche Kuppel aus Gips über die Besucher, dessen Weite unglaubliche 38 Meter beträgt. Die dezente Beleuchtung sorgt für eine geheimnisvolle Stimmung. Man will einfach nur weiter und sehen, welche Naturschauspiele unterhalb der Grasnarbe noch so auf einen warten. Kein Wunder das jährlich bis zu 200.000 Besucher in diese Höhle pilgern. Und das obwohl es hier nur gerade mal 8 – 10 °C kalt ist. Ein schöner, aber auch irgendwie unwirklicher Ort. Über die „Neptunsgrotte“ und seinen beiden Seen mit kristallklaren Wasser hinweg, betritt man auch schon den „Tanzsaal“. Die Stuhlreihen und die Bühne verrieten es bereits – Hier sollten später Bernhard und Tobi aus „Neues aus Geocaching – Der Erde Keller“ lesen. In unmittelbarer Nähe zum Thron von Barbarossa. Von Raben war auch hier nichts zu sehen.Um kurz nach 20 Uhr als alle Stühle belegt und ein Großteil des Publikums in Decken gehüllt dasaßen, betrat auch schon Bernhard die Bühne und begrüßte alle Anwesenden. Aber wo war Tobi? Kommt er etwa noch über den angrenzenden See gerudert? Sucht er auch noch die Raben? Nein. Die hohe Luftfeuchtigkeit hatte ein Mischpult in die Knie gezwungen und Tobi als ausgebildeter Techniker musste erstmal für Ersatz sorgen. Bernhard überbrückte die Zeit mit bester Stand-Up-Comedy, las Trackingcodes vor und ließ dabei das Publikum ganz vergessen, dass die Lesung selbst noch gar nicht begonnen hatte. Ein schöner Einstieg für einen noch schöneren Abend. Nach gut 20 Minuten hatte Tobi die Technik voll im Griff und die Lesung konnte beginnen. Von Turkmenistan ging es über Nachtcacheerfahrungen und einen schwedischen Länderpunkt in den Erde Keller und von dort aus in einen Lost Place. Die Zeit verging wie im Fluge und es war herrlich anzusehen, wie Bernhard und Tobi auch herzhaft über sich selbst lachen konnten.
Auch das der montierte Beamer etwas zu dunkel eingestellt war, brachte die beiden nicht aus der Fassung. Als aber plötzlich ein rotbärtiger Hüne ganz langsam auf die Bühne zu geschlurft kam, verschlug es den beiden dann doch für einen ganz kurzen Moment die Sprache. Barbarossa. Da war er. In diesem Moment wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte gerufen: „Ich hab’s ja gesagt. Keine Raben!“. Ich habe es dann aber doch lieber gelassen. Bernhard lieferte sich einen witzigen, verbalen Schlagabtausch mit dem Barbarossa-Darsteller und nach dem Kaiser Rotbart das Weite gesucht und auf seinem Thron platz genommen hatte, konnte die Lesung weitergehen. Bernhard und Tobi registrierten von der Bühne aus, dass einigen Besuchern bitter kalt war und so durfte das Publikum entscheiden, ob nur noch aus einem Kapitel oder doch aus zwei Kapiteln vorgelesen werden sollte. Allmählich merkte man, dass der schöne Abend bald enden würde. Leider. Nach dem wohlverdienten Schlußapplaus „stürzte“ Bernhard den Kaiser von seinen Thron und nutzte die beeindruckende Örtlichkeit um seinem Publikum ganz nah zu sein.
An diesem Samstagabend stimmte einfach alles: Eine beeindruckende Location, Bernhard und Tobi in Bestform und auch wenn man die Gesichten aus „Neues aus Geocaching“ bereits kannte, so war es erneut ein Hochgenuß den Ausführungen der beiden Protagonisten zu lauschen. Leider ging der schöne Abend im Erde Keller viel zu schnell vorbei.