
Die Kinder des Buchbinders
Das dieses Interview zustande gekommen ist darüber freuen wir uns sehr und wir finden, dass es sich hierbei um ein ganz besonderes Interview handelt. Oft sieht man Fotos oder liest Geschichten von den Findern eines Geocache. Das aber die Owner – die Zeit, viel Arbeit und zum Teil auch viel Geld in ihre Geocaches gesteckt haben – zu Wort kommen, dass passiert leider viel zu selten. Vor einigen Wochen besuchten wir einen Geocache bei dem uns auf gut Deutsch gesagt „die Kinnlade bis zu den Schuhsohlen“ heruntergeklappt ist – Die Kinder des Buchbinders.
In „Die Kinder des Buchbinders“ helft ihr den beiden Waisenkindern Edgar und Eva dabei, dass Geheimnis um ihr verschollenes Erbe zu lüften. Dieser Lost Place Geocache ist mit Abstand der beste LP-Cache den wir bisher gemeistert haben. Hier stimmt einfach alles: Die Story, der Lost Place und vor allem die mit wie viel Liebe zum Detail gestalteten Stationen. Es ist daher kein Wunder, dass der Terminkalender dieses Ausnahmecache prall gefüllt und mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist. Als wir damals glücklich das Logbuch signierten stand für uns fest, dass wir unbedingt versuchen müssen mit den beiden Ownern, Max Mustermann und Mister X ein Interview zu führen. Glücklicherweise haben sich die beiden viel Zeit für uns genommen und standen uns Rede und Antwort. Bitte seht uns nach, dass wir bis auf eine Ausnahme keine Fotos vom Geocache zeigen werden. Fahrt hin und erlebt dieses Ereignis selbst. Ihr werdet begeistert sein.

Ein wenig Strafe muss sein…
Die Cacheowner des Buchbinders stellen sich vor
Maximaler Mustermann & Mister X – Bitte stellt euch kurz vor.
Seit wann seid ihr Geocacher? Wie habt ihr euch kennengelernt? Was gefällt euch am Geocaching?
Max:
2013 war der eigentliche Startschuss. Schnell war klar, dass es etwas mehr Spaß macht eigene gute Caches zu legen anstatt auf die Suche danach zu gehen. Es reizte einfach besonders, bestimmte Ideen umzusetzen, mit denen man tolle Geschichten erzählt. Es gibt bei uns so viele schöne Orte, an denen man sich so richtig austoben kann.
Mister X wurde dadurch kennen gelernt, da er in der Homezone einige tolle Caches als Hommage an Max ausgelegt hatte. So war es für uns sozusagen ein Mystery, herauszufinden, wer sich hinter dem anderen verbirgt. Hier wird aber nicht verraten, wer von uns das Rätsel schneller lösen konnte. Wir hatten dann nach dem kennen lernen genau die richtige Wellenlänge und ohne die Zusammenarbeit mit Mister X wären die Buchbinderkinder auch so nicht möglich gewesen!
Das Thema Geocaching bietet eine große Vielfalt und ganz besondere Möglichkeiten, anderen seine Heimat oder ganz besondere Orte zu zeigen, die man sonst eventuell nicht zu sehen bekommt.
Da hat jeder seine eigene Herangehensweise und die Art von Mister X und Max passt wohl ganz gut. Man erfreut sich an einem guten, gefunden Qualitätscache und ist ein wenig stolz über einen tollen Log bei einer eigenen Dose.
Mister X:
Mister X ist seit 2010 bzw. 2012 dabei. Wir durften alle genialen Caches vom Max erleben und waren immer hin und weg. Nachdem wir irgendwann herausfanden wer denn der kleine Max ist kam uns die Idee zu unserer kleinen FANG DEN MAX Serie. Ihr könnt euch vorstellen was es für ein Spaß war zu beobachten wie Max versuchte immer als erstes die kleinen Rätsel zu knacken.
Über die Logs von Max kam dann der Kontakt zustande und schnell war klar, wir machen mal was gemeinsam.
Das war dann die Geburtsstunde der Kooperation aus der recht schnell das gemeinsame Projekt entstand.
Das ist dann auch genau das, was uns am Geocachen so reizt.
Man kann nicht nur die vielen tollen Ideen anderer bestaunen sondern auch auf einfache Art und Weise die Ideen die einem grade im Kopf umherschwirren mit anderen teilen. Da ist es dann egal ob es ein schöner Tradi ist oder ein knackiger Mystery aber mal eine ausgedehnte Wanderung entlang eines ausgelegten Multis. Am Schluss zählen dann der Spaß am Spiel und der Erfolg wenn man die „Dose“ gefunden und geloggt hat. Als Finder belohnt man den Owner mit einem schönen Log und als Owner genießt man die Wertschätzung der Finder über das was man sich ausgedacht hat.
Unseren ersten Geocache, den wir von Max gemacht haben, war GC4VXMT „Das Opfer des Bahnarbeiters“ und dieser hat uns völlig begeistert. Vor ein paar Wochen durften wir dann mit GC68EVA „Die Kinder des Buchbinders“ ein neues Werk in eurer Kooperation bestaunen. Erzählt unseren Lesern doch kurz, was die Geschichte beim Buchbinder ist.
Mister X:
Hier können wir ja gar nicht so viel verraten. Ganz grob geht es um die Zwillinge Edgar und Eva. Die Kinder verloren schon sehr früh ihre Mutter. Ihr Vater, ein geschickter Buchbinder, kümmerte sich liebevoll um die beiden. Bis auch er eines Tages verstarb. Was dann passiert muss der Leser selbst herausfinden. Das ist auch die Idee bei unserem Cache.
Max:
Auch die vorherigen Max Caches waren immer mit einer spannenden Geschichte umgeben. Das macht es wohl auch aus, dass die Cacher sich in die Geschichten hinein versetzen können. Dabei bedient man sich unterschiedlichster Quellen, nimmt Bezug auf die Location und lässt ein gutes Stück Phantasie einfließen. Aber alles muss so glaubhaft und detailgetreu wie möglich in den Gesamtrahmen passen! Darin wurde in Mister X der ideale Partner gefunden, der den Weg zu 100% mitgeht und auf dem wir unsere Hirngespinste bis ins letzte ausleben können.
Die Location erzählte uns, als wir Ende 2015 nochmals gemeinsam das Gebäude besuchten, aus sich heraus schon eine Geschichte, aus der wir nicht ausbrechen konnten. Zu sehr hat uns das Kinderheim in den Bann gezogen. Allerdings war doch zunächst noch alles unklar und wir mussten erst lernen, aus welchem Blickwinkel sich die leeren Räume am besten füllen ließen. Schließlich lernten auch wir Stück für Stück die imaginäre Familie kennen, aus deren Sicht sich uns das Gebäude öffnete. Es waren Eva und Edgar, die uns an die Hand nahmen und uns ihre Geschichte erzählten. Sie waren Zwillinge, die ihre Mutter sehr früh und schließlich auch ihren Vater verloren haben. Als Vollwaisen kamen sie in ein Heim, in dem die böse Heimleiterin ihnen ihr rechtmäßiges Erbe vorenthielt. Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln erzählt und was bei diesem Cache das besondere ist: Selbst nach dem Log im Logbuch, kann man das letzte Kapitel zuhause erleben. Dadurch wird die ganze Reise vom ersten Blick ins Listing, über das Rätsel, mit dem Erleben im Outdoorpart bis zum Onlinelog zu einem Mehrteiler, der einen über weite Strecken in den Bann zieht und beschäftigt.
Es muss alles 100% perfekt sein
Wir konnten uns, wie bereits erwähnt, ja selbst davon überzeugen, wie gigantisch der Buchbinder und der Bahnarbeiter sind. Was motiviert euch dazu, eure Geocaches immer imposanter und aufwendiger zu gestalten?
Mister X:
Wir glauben nicht, dass es unbedingt das Ziel ist immer imposanter und aufwändiger zu gestalten. Es ist vielmehr der Spaß an der Sache, der uns dazu bringt im Laufe der Entstehung des Caches immer mehr Details einzubringen und diese dann auch so stimmig zu gestalten, dass man den roten Faden und die Linie ganz automatisch beibehält. Dies kann man auch schon bei einem nicht so aufwändigen Cache machen.
Ein schönes Rätsel oder Tradilisting und dazu ein stimmiges Final was dazu passt. Nichts ist schlimmer als ein super schweres Rätsel an dem man wochenlang verbringt und dann findet man einen in den Boden getretenen Petling an einer nicht sehenswerten, vermüllten Location.
Max:
Mister X hat da glücklicherweise die gleiche Wertvorstellung. Die Motivation und das Ziel ist, unsere Caches „rund“ zu machen und dann kann es auch zum Beispiel keinen Fixpunkt für einen Publish geben. Ein neuer Cache kommt dann zum Start, wenn in unseren Augen alles 100% perfekt ist. Wobei, hat schon mal einer recherchiert auf welchen Tag des Jahres der Publishtag des Buchbinders fiel? Ich sage nur „68“ 😉
Wir wollen der Community mit unserer Arbeit ein unvergessliches Abenteuer bescheren, dass sie für einige Zeit aus dem normalen Alltag entführt. Dazu gehen wir auch mit größtmöglichem Herzblut an die Sache ran um eine stimmige Geschichte zu erzählen.
Gerade bei „Die Kinder des Buchbinders“ empfanden wir alles als sehr gut durchdacht. Angefangen beim Listing bis hin zum Making-Of am Ende war alles von A-Z rund und sehr stimmig aufgebaut. Wie plant ihr so etwas? Denkt ihr euch erst die Geschichte zu eurem Geocache aus oder baut ihr eure Geschichte um die Location herum auf?
Max:
Wir gehen an ein neues Werk so ran, dass es möglichst keinen Makel geben darf. Die Location trägt natürlich einen Großteil zum Gesamtkonzept bei. Bei den Buchbinderkindern war zuerst die Örtlichkeit da, die schon 2 Jahre zuvor das Herz höher schlagen ließ. Doch damals war GC4VXMT: „Das Opfer des Bahnarbeiters“ noch sehr frisch. Mit seinen Kinderkrankheiten beschäftigte er zu dieser Zeit zu sehr.
Natürlich kann man nicht gleich zu Beginn alles im Kasten haben. Die Geschichte muss erst einmal in einem selbst ruhen. Erst wenn man über das Grundgerüst ruhig geworden ist, ergeben sich viele andere Details Stück für Stück. Es macht einfach Spaß, wenn man selbst immer mehr entdecken darf, um was es bei dem Ganzen überhaupt geht. Es ist eine Entwicklung und man staunt manchmal selbst, was aus einer schlichten Idee alles werden kann. Manchmal kommen die Ideen und dann muss man nach dem Equipment suchen, oder es ist das Material da, um das man die Rätsel spinnen muss. Wenn in die Geschichte ein Fundstück aus der Scheune nicht passt, dann kann das noch so toll sein, es wird nicht verwendet. Wenn man eine Geschichte über einen Bademeister erzählen möchte, braucht man weder im Listing, noch im Outdoorpart einen Börsenkurs errätseln lassen. Da fehlt jeglicher Zusammenhang. Es erfordert also einige Zeit an Rücksprachen und Gehirnschmalz um den berühmten roten Faden zu spinnen…
Mister X:
Also Planung ist das A und O. Es beginnt schon bei der akribischen Planung am PC und da geht dann ohne PC Unterstützung durch eine spezielle Projektplaner-Software überhaupt nichts.
Ach Spaß beiseite. Geplant ist glaube sicher zu hoch gegriffen. Natürlich macht man sich so seine Gedanken was man machen möchte und wie man das umsetzen könnte, aber letztlich entsteht das Projekt aus dem Bauch heraus. Ideen die passen werden übernommen. Bei manchen Einfällen merkt man aber auch sehr schnell dass es einfach nicht umsetzbar ist oder nicht in die Geschichte passen würde, dann darf man nicht viel Zeit verlieren und denkt einfach über die nächste Idee nach.
Das wichtigste ist halt das am Ende alles RUND wird und man nie den Faden verliert.
Man möchte das auch gerne anderen zeigen
Ohne das wir zu viel verraten, aber bei „Die Kinder des Buchbinders“ handelt es sich um einen Lost Place. Mit großer Sicherheit hätten 99% aller Geocacher vielleicht im Außenbereich eine Munitionskiste versteckt, doch ihr seid mehrere Schritte weitergegangen. Ihr habt nicht nur die Genehmigung um euren Geocache in den alten Gemäuern zu betreiben, sondern ihr habt das Innere des LPs auch ein wenig „bearbeitet“. Wie findet man so eine Location und wie kommt man an eine Genehmigung für solch ein Gebäude, dass man sich darin nach Herzenslust austoben kann?
Mister X:
Die oftmals besten Gelegenheiten kommen ganz spontan. Dann wenn man eigentlich nicht damit rechnet, dann passiert es und man bekommt genau das was man in diesem Augenblick braucht. So ein Lostplace entsteht nicht von heute auf morgen, so etwas muss reifen und irgendwann kommen Leute wie Max und Mr. X um die Ecke und erkennen, dass hier was neu entstehen kann, was gerade jetzt den Zeitgeist trifft und aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden will. Das hätte auch jeder andere gekonnt, aber vielleicht war es für ihn gerade nicht der richtige Zeitpunkt.
Max:
Offene Augen, offene Karten, offenes Herz! Man muss sich doch nur einmal umschauen. An vielen Orten findet man interessante Stätten. Und wenn man so etwas sieht, dann möchte man das auch gerne anderen zeigen. Geocaching bietet dafür viele Möglichkeiten und so darf man sich doch mal so richtig austoben, was einem bei vielen anderen Aktivitäten verwehrt bleibt. Eine Munitionskiste, ein Nano oder einfache Zettel mit UV Hinweisen an den Stationen wären hier wahrhaftig zu wenig gewesen! Offene Karten haben uns immer weiter geholfen. Beinahe sogar beim Cache GC4DB1W: „Das Geheimnis des Braumeisters“. Bei dem über Kontakt zum zuständigen Bürgermeister die Community einen Refresh hätten erleben können. Doch leider war das letztlich dann doch nicht mehr möglich. Der Eigentümer der Buchbinder-Location war sogar sehr erfreut darüber, dass sein Anwesen eine Verwendung und sogar eine Gebäudesicherung bekam. Wir haben das Ganze dann mit unserer Herzensangelegenheit gefüllt und vieles spricht dafür, dass es sich gelohnt hat.
Wenn ihr euch Stationen für eure Geocaches ausdenkt, wie geht ihr da vor?
Max:
Ganz individuell. Wie bereits erwähnt, da gibt es keinen Masterplan für Stage 1, 2, 3… Vieles muss sich entwickeln und muss reifen. Das wichtigste aber wieder: Passt es in die Story? Beim Buchbinder war es etwas anderes, da wir vor Ort durch ganz besondere Weise durch die Stationen führen. Diese eher ungewöhnliche Art machte es für uns nochmal etwas schwieriger, aber letztlich hat sich die Idee ausgezahlt.
Mister X:
Die meisten Stationen entstehen durch Zufall. Weil immer einer von uns gerade etwas hat oder weiß wo er es herbekommt, was ganz besonders gut in die Erzählung passt. Dabei muss man auch schon mal ein paar Hundert Kilometer fahren oder mitten im Winter einen Schwertransport durchführen. Der Weg ist eigentlich egal, aber das Ziel ist immer klar. Wir müssen selbst Spaß an und mit einer Stage haben, dann sollte es bei anderen Cachern auch funktionieren. Es macht Zack Bumm Peng und eine Idee ist geboren.
Mister X mag es halt auch aus alten Sachen etwas Tolles zu bauen. Das ist auch gar nicht anders möglich denn wenn sich die Geschichte treu bleiben soll, kann man wie beim Buchbinder geschehen, nichts Neues umbauen sondern muss etwas Altes suchen um es passend zu modifizieren.
6 Monate an intensiver Arbeit waren notwenig
Könnt ihr abschätzen wie viele Arbeitsstunden ihr in „Die Kinder des Buchbinders“ gesteckt habt?
Mister X:
Also von der ersten Begehung an bis zum Publish haben wir von Mister X jeden Samstag in der Location verbracht. Ihr könnt euch vorstellen dass es über die Wintermonate kein Zuckerschlecken war dort Stationen zu bauen, Dächer abzudichten, das Haus Vandalen sicher zu machen usw. Auch nach dem Publish waren wir bis jetzt im Schnitt einmal wöchentlich vor Ort um Stationen zu warten, neue Gimmicks zu installieren oder Teams zu helfen. Wie ihr seht kehrt hier niemals Ruhe ein wenn man einen gewissen Standard halten oder ihn sogar verbessern will. Wir von Mister X haben diesen Anspruch an uns selbst auch wenn es manchmal schwerfällt. Und wir reden hier nur von der Zeit vor Ort. Die Zeit am PC und die Stunden im Keller um Stationen zu bauen muss man noch dazu rechnen. So ein Mammut Projekt kostet also reichlich Zeit und auch die Angehörigen mussten und müssen da leider etwas zurück stecken. Dafür möchten wir uns auch hier mal herzlich bedanken.
Max:
Das ist schwer zu sagen. Man darf ja nicht vergessen, dass die Arbeiten sehr vielfältig waren. Von der ersten Begehung, Sichtung der Fotos, Räumarbeiten, Materialsuche bei Ebay-Kleinanzeigen, Bastelarbeiten der Stationen vor Ort und im Keller, Aufbau vor Ort, Gestaltung des Listings, Grafik- und Webdesign…
Nicht zu vergessen sind die zahllosen E-Mails, was neben den Wartungsarbeiten bis heute anhält. Wenn es in Monaten ausgedrückt werden soll, dann war vom ersten Meeting bis zum Publish 6 Monate intensivste Arbeit notwendig. Es waren also sehr sehr viel Stunden an Arbeit und schlaflose Nächten für uns…
Wenn ihr so an die Planungs- und Umsetzungsphase von „Die Kinder des Buchbinders“ zurückdenkt, was war für euch der schwierigste Teil der umgesetzt werden musste?
Max:
Die Namensfindung! Lach. Im Grunde ist es uns sehr wichtig dass alles perfekt ineinander passt. Die Location, die Geschichte und die Stationen sollen ineinander und miteinander verschmelzen. Das ist der kleine Kniff der umgesetzt werden muss! Nicht immer einfach…aber machbar. Mit Mister X hat das, wie zu erwarten, sehr gut funktioniert und sehr viel Spaß gemacht.
Mister X:
Alle Ideen unter einen Hut zu bekommen, damit die Geschichte rund wird. Outdoor hatten wir natürlich auch einige Aufgabe zu erledigen die wir vorher noch nicht kannten. Aber hier muss ich sagen wir sind mit unseren Aufgaben gewachsen. Und es hat Spaß gemacht.
Sowohl der Bahnarbeiter als auch der Buchbinder sind weit über die hessischen Landesgrenzen bekannt und locken Woche um Woche zahlreiche Geocacher in die Nähe von Dillenburg. Wie sieht es da mit eurer Freizeit aus? Wie hoch ist der Wartungsaufwand für euch?
Mister X:
Der Wartungsaufwand hat sich auf einem aus unserer Sicht recht hohen aber gerechtfertigten Niveau eingependelt, das bedeutet, dass wir mindestens einmal pro Woche vor Ort sind. Wir sind ja schon auf die Frage zu den Arbeitsstunden eingegangen. Natürlich bleiben Reparaturen nicht aus. Aber was wir vermutlich unterschätzt haben ist die Leichtigkeit mit der viele Cacher die Kinder des Buchbinders angehen. Viele nehmen den Cache als selbstverständlich hin und machen sich leider wenig Gedanken darüber was ihr unbedachtes Handeln vor Ort für Konsequenzen für uns und Nachfolgeteams bedeutet. Leider teilen uns nur die wenigsten mit wenn mal etwas kaputt geht. So müssen wir halt immer nachschauen und finden auch zu 90 Prozent immer mal wieder kleine Defekte vor.
Max:
Der ist leider sehr groß! Bei einem solch komplexen Thema muss natürlich auch viel beschrieben werden, das geht fast nur schriftlich. Jedoch kommt es immer wieder vor, dass Dinge falsch interpretiert werden oder nicht beachtet werden. Manchmal fängt es schon an, dass man wichtige Utensilien oder Unterlagen nicht mit zum Einsatzort nimmt. Wo gehobelt wird fallen auch Späne, so bleibt es nicht aus, dass auch mal was kaputt geht. Da gibt es wirklich Tage, an denen man sich fragt wozu das alles. Aber bislang ließ sich alles wieder richten. Was uns allerdings wirklich ärgert, wenn Leute was kaputt machen und uns nicht Bescheid geben, was wir dann erst bei der nächsten Begehung feststellen müssen, oder uns Folgeteams melden. Dann können wir natürlich nicht gut eingreifen und es fehlt dann sehr am Verständnis für die Vorgehensweisen. Was uns zudem sehr enttäuscht, dass immer wieder Dinge aus der Location entwendet werden. Da außer Geocacher definitiv keiner dort hin kommt, macht das sehr mutlos!
Mit Verstand vorgehen
Ihr als Owner – Wie können sich Geocacher am besten bei euren Geocaches verhalten, damit sich der Wartungsaufwand für euch so gering wie möglich hält?
Mister X:
Wartung bedeutet ja nicht nur kleinere Reparaturen durchzuführen. Auch die Beantwortung von immer wiederkehrenden Frage nach der maximalen Teamgröße, den Startzeiten, den Hilfsmitteln und und und…machen es uns oft nicht leicht immer mit einem Lächeln zu antworten. Wer den Cache besuchen möchte hat bereits bei der Terminabstimmung alle Informationen erhalten die wichtig sind um den richtigen Umgang und das notwendige Verhalten vor Ort zu gewährleisten.
Dazu gehört es vorsichtig und mit Verstand vorzugehen auch Stages wieder für die nächsten Besucher in den Ausgangszustand zurück zu setzen.
Leider setzen sich zu oft Teams über unsere Vorgaben hinweg und sorgen damit auch für viel Ärger und Unverständnis. Ich meine was ist daran falsch zu verstehen wenn es heißt maximale Teamgröße 4 Personen. Dann sind einfach 5 oder mehr nicht erlaubt!
Dass man unter Umständen durch sein unbedachtes Handeln die Aufforderung zur Archivierung durch den Eigentümer der Location auf den Plan ruft scheint viele nicht zu interessieren.
Max:
Wir haben sehr großzügige Zeitfenster eingeräumt! Sicher wäre es ursprünglich auch möglich gewesen 3 Teams am Tag durch zu lassen. Aber wir möchten dass der Cache ein Genuss und keine Hetze im großen Rudel wird. So haben wir uns dazu entschlossen, allen Cachern sehr viel Zeit zu geben. Das bedeutet, dass man alle Zeit hat, um sich alle Anweisungen in Ruhe durchzulesen und zu Herzen zu nehmen. Das ist schon mal fast die halbe Miete. Wenn wir lesen, „…nach 2 Stunden am Final…“, dann ist das jedem seine eigene Herangehensweise, aber Genuss ist das dann nicht unbedingt gewesen.
Wenn sich unsere Gäste an die Regeln halten und sich zeitlich in Ruhe auf unseren Cache einlassen, werden sie dafür sicher mit einem kleinen Abenteuer belohnt.
Manchmal blutet schon das Herz
Was denkt ihr, warum stecken nicht mehr Owner so viel Zeit und Arbeit in ihre Geocaches wie ihr?
Max:
Wenn du die befragt hast, lass es uns bitte wissen! 😉
Mister X:
Das müssen diejenigen dir selbst beantworten.
Manchmal blutet schon das Herz, wenn man sieht, dass an einem genialen Ort nur eine Tupperdose als Tradi versteckt wurde oder an jeder Station eines Multis dann mit UV weitergeführt wird. Natürlich wünscht man sich von manchen Ownern lieber ein bis zwei wirklich wertvolle Caches anstatt Masse.
Powertrailrunden bei der alleine mit überfüllten und schlecht gewarteten Petlingen, die Statistik jubelt sind auch so eine Sache. Die Owner dieser Runden können doch nicht wirklich zufrieden sein, wenn sie 20-30 gleich klingende Logs eines Cachers in ihren Postfächern finden!?
Aber das Hobby Geocaching ist ja zum Glück sehr facettenreich und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Auch hat nicht jeder Owner die Zeit, Muße oder die Lust auf eigene aufwendige Caches….
Unterstützung aus dem Shop ist eine große Hilfe
Könnt ihr sagen wie hoch der finanzielle Aufwand ist, um solch gigantische Geocaches wie Bahnarbeiter und Buchbinder auf die Beine zu stellen?
Mister X:
Ach wer zählt schon gerne mit. Darum gibt es beim Buchbinder auch keine Rechenstationen. Ist nicht unser Ding. Trotzdem sind der Inhalt der Spendendose und die Unterstützung aus den Shop Verkäufen eine große Hilfe, denn immer wieder müssen Ersatzteile beschafft und kostspielige Reparaturen durchgeführt werden.
Max:
Schon sehr hoch. Aber der Spaß bei der Entwicklung der Caches,das Lesen der Begeisterung von den Gästen in einem schönen Onlinelog, steht unserer Meinung nach in erster Linie über allen Ausgaben. Wenn uns die Besucher dann auch noch mit einem Favoritenpunkt ihre ganz besondere Wertschätzung ausdrücken, entschädigt dies oft für viele finanzielle Ausgaben und Arbeitsstunden. Dann wissen wir, dass wir mit unserer Arbeit wohl einiges richtig gemacht haben. Wie du merkst sind wir, was dieses Thema angeht, wohl schon ein wenig positiv verrückt.
Zum Bahnarbeiter gibt es ja bereits eine Geocoin – Ist für den Buchbinder ebenfalls eine in Planung und wenn ja, könnt ihr schon abschätzen wann sie erhältlich sein wird?
Mister X:
Nein.
Max:
Derzeit ist da in dieser Richtung konkret noch nichts geplant.
In eurem Onlineshop kann man Merchandise wie z.B. ein T-Shirt zum Buchbinder-Geocache kaufen. Zunächst fanden wir dies etwas befremdlich bis uns klar wurde, dass solch ein Mammutprojekt wie der Buchbinder auch irgendwie finanziert werden muss. Gerade hochkarätige Geocaches die sehr aufwendig gestaltet sind, greifen immer öfter auf Merchandise zurück um das Projekt zu refinanzieren. Aus eurer Sicht – Begreift dieses Vorgehen die Community oder erhaltet ihr auch kritische Stimmen?
Mister X:
Eben hast du ja schon gefragt wie hoch der finanzielle Aufwand war, aber so genau möchten wir darauf gar nicht eingehen, denn das soll gar nicht im Vordergrund stehen und es war auch nie beabsichtigt aus unserem Projekt einen finanziellen Vorteil zu erhalten.
Aber die Nachfrage nach Andenken ist groß und bevor uns noch mehr vor Ort geklaut wird haben wir uns gedacht wir schaffen eine Möglichkeit auf legalem Wege dem Bedarf der Cacher nachzukommen.
Bisher kamen noch keine kritischen Rückfragen allerdings wurden wir von der Nachfrage gleich zu Beginn etwas überrannt, so dass es leider beim Start schon zu kleineren Wartezeiten kam.
Max:
Mister X hat es ja bereits schön erklärt. Wir denken schon, dass die Community es versteht, dass der kleine „Gewinn“ in den Cache zurück fließt um zukünftigen Besuchern ein reibungsloses Abenteuer zu ermöglichen. Viel verdienen wir mit dem Merchandising nicht.
In erster Linie sind wir natürlich hauptsächlich froh und auch ein wenig stolz, wenn Cacher unseren „Buchbinder“ als ihr Andenken an das Abenteuer auf der Brust präsentieren. Die Ausgaben bei den Buchbinderkindern waren und sind bei weitem höher und deshalb lag und liegt eine Gewinnerzielung auch überhaupt nicht in unserem Interesse.
Versucht das bestmögliche zu geben
Am Ende gehört die Bühne euch – Was wolltet ihr der Community schon immer mal mitteilen?
Mister X:
Es freut uns, dass Die Kinder des Buchbinders bereits nach so kurzer Zeit in aller Munde sind und uns die Zahl der Terminanfragen einfach nur sprachlos macht. 99% Favoritenquote bei einem Cache ist keine Selbstverständlichkeit, zeigt uns dass wir zur richtigen Zeit das richtige Händchen hatten.
Max:
Vielen Dank für die vielen positiven und begeisterten Logs! Ja, wir lesen uns wirklich noch jeden einzelnen Log in Ruhe und mit Freude durch. Es freut uns sehr, wenn wir euch mit unserer Arbeit ein tolles Abenteuer bescheren können! Geht generell bei unserem Hobby mit Umsicht, Fingerspitzengefühl und dem nötigen Respekt vor falls ihr aufwendige Ownerarbeiten findet.
Falls ihr selbst mal wieder einen Cache legt, versucht das euch bestmöglichste zu geben um auch anderen damit eine Freude, ein Erlebnis oder ein Abenteuer zu bereiten.
Doch bevor wir ganz am Ende sind – Muss ich eine Frage noch loswerden: Plant ihr schon das nächste Geocaching-Highlight?
Mister X:
Die Kinder des Buchbinders nehmen aktuell so viel unserer Zeit in Anspruch, dass bereits unsere Familien auf die Barrikaden gehen, wenn nur der Name „Buchbinder“ fällt. Daher ist aktuell an eine Fortsetzung gar nicht zu denken.
Und daher möchten wir uns auf diesem Wege auch ganz herzlich bei unseren Liebsten für die viele Geduld bedanken. Ohne eure Unterstützung (Gell Eva?) wäre dieses Projekt in dieser Form niemals realisierbar gewesen.
Max:
Wir haben zwar alle noch so ein paar kleine, verrückte Ideen im Hinterkopf, aber für ein komplett neues Projekt steht uns momentan nicht der Sinn.
Wir konzentrieren uns lieber mit Herz, Leib und Seele auf den laufenden und sauberen Betrieb des Buchbinders.
Dort werden ja auch neben der Wartung ständig einmal kleine Verbesserungen und Installationen vorgenommen. Auch ich möchte mich bei allen Beteiligten für die enorme Geduld, Mitwirkung und Unterstützung bedanken, ohne die eine Umsetzung der „Kinder des Buchbinders“ nicht möglich gewesen wäre. Danke für das Interview! Liebe Grüße, Max.
Großartiges Interview!
Im Anschluss noch direkt die Geschichte zu den letzten beiden Max-Caches etwas durchgestöbert und vom Staub befreit und jetzt noch mehr Respekt vor dem was uns da wohl erwarten möge.
Vielen Dank dafür und dafür, dass unsere Vorfreude nun noch weiter gestiegen ist obwohl wir schon seit Monaten dagewesen sein wollten.
Bis sehr bald in Südhessen – noch viel zu lange hin, aber wir können es kaum mehr erwarten! 🙂
Alles Liebe
die MeisterDiebe
Vielen Dank für das tolle Interview. Sehr zu empfehlen der Cache.
Aber nun heute dann dieses:
https://www.geocaching.com/seek/log.aspx?LUID=cc823309-eb4f-4d38-a85d-4442bb303e39
Können einige nicht lesen??? Deren Logs müssten gelöscht werden.
Danke